Ökonomisch betrachtet
Liquidität sichern
von: Prof. Dr. Heiko MeinenEin zentrales Thema ist die Liquidität, die zunehmend schwächelt. Auch, weil das Wetter nicht mitspielt. Dank des Klimawandels ist es nun nicht die Kälte, sondern Nässe sorgt dafür, dass nicht produktiv gearbeitet werden kann und das bekannte Spiel aus Aufbau von Überstunden im Sommer und Abbau im Winter nicht mehr funktioniert. Die schwächelnde Nachfrage tut dann ihr übriges.
Saison-Kurzarbeit
Saison-Kurzarbeit ist nun wieder eine Alternative, die zwar nicht so wirtschaftlich ist, aber die größten Probleme abfedert.
Aktuelle Kennzahlen liegen für das Jahr 2023 noch nicht vor, dennoch lassen sich die Entwicklungen bereits an den Tendenzen der entsprechenden Kennzahlen aus den Vorjahren ablesen.
Seit 2020 sinkt die Differenz zwischen Cashflow-Rate und Umsatzrendite. Dies zeigt, dass weniger Mittel zur Selbstfinanzierung durch Abschreibungen und Rückstellungen zur Verfügung stehen. Die Betriebe leben also zunehmend aus der Substanz.
Gleichzeitig wird mehr Kapital gebunden, da Lagerbestände aufgebaut werden müssen und unfertige Leistungen offenbar weniger abgerechnet und mit ins nächste Jahr genommen wurden. Das zeigt die steigende Lagerdauer seit 2020.
Kurzfristige Liquidität vermindert sich
Nach dem Peak im Jahr 2020, ausgelöst durch die Mehrwertsteuersenkung und die vermehrte Abrechnung zum Jahresende 2020 vermindert sich die kurzfristige Liquidität kontinuierlich, liegt aber noch deutlich über dem Vorkrisenniveau.
Das Zahlungsmanagement funktioniert, denn die Kunden zahlen im Durchschnitt deutlich früher als dass Lieferanten bezahlt werden (müssen). Das zeigt die Kreditoren- bzw. Debitorenlaufzeit und schont die Liquidität.
Alles auf den Prüfstand stellen
Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die Kennzahlensituation für 2023 darstellen wird. Wie eingangs erwähnt, zeigt die aktuelle Lage bei einigen Branchenvertretern, dass die Branchenkennzahlen in 2023 voraussichtlich schlechter ausfallen werden.
Gut geführte Unternehmen haben in den Boomjahren ausreichend Reserven aufgebaut und die Eigenkapitalbasis verbreitert. Reserven allein werden aber nicht reichen, wenn strukturelle Veränderungen erforderlich sind. Hierbei ist alles auf den Prüfstand zu stellen: Von unnötigen Overheadkosten über die Arbeitsproduktivität bis hin zum Forderungsmanagement, Zahlungsmodalitäten und der Investitions- und Finanzierungspolitik.
Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen
h.meinen(at)kullmann-meinen.de
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