Studierende der Hochschule Osnabrück planen die Außenanlage einer Gelsenkirchener Immobilie

Nachhaltigkeit im Fokus

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In der Landschaftspflege gibt es vielfältige Möglichkeiten, zu mehr ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit einer Immobilie beizutragen. Das zeigen auch die Entwürfe von Studierenden der Hochschule Osnabrück: In einem Master-Seminar stellten sie nicht nur ihr Wissen, sondern auch ihre Kreativität unter Beweis. Die Studierenden hatten die Aufgabe, ein Konzept für die Außenanlage einer Wohnimmobilie der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft mbH (ggw) zu entwerfen – es ging um das Objekt an der Braukämperstraße 35–83 in Gelsenkirchen.
Landschaftspflege Außenanlagen
Abb. 1: In vier Arbeitsgruppen haben die Studierenden Planungskonzepte für die Außenanlagen einer realen Wohnanlage der ggw entworfen. Die Studierenden sehen in der Liegenschaft vielfältiges Potenzial für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Foto: Alexander Richter

Harald Förster, Geschäftsführer der ggw, freute sich sehr über die Anfrage, ein Grundstück des Wohnungsunternehmens, welches aktuell von der WISAG Garten & Landschaftspflege betreut wird, für ein praxisnahes Projekt zu nutzen. Förster erklärte: "Ich halte es für enorm wichtig, Nachwuchs zu fördern. Und natürlich war ich auch sehr gespannt, welche frischen Ideen die Studierenden für unsere Liegenschaft einbringen." Von den Ideen konnte er sich bei der Abschlusspräsentation persönlich überzeugen.

Wie in der realen Arbeitswelt gehörte es zur Aufgabe der Hochschüler, sowohl die einmaligen Baukosten als auch die laufenden Instandhaltungskosten für die nächsten 30 Jahre einzukalkulieren. Die Nachhaltigkeit sollte bei den Entwürfen besonders berücksichtigt werden – nicht nur unter ökologischen, sondern auch unter sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten.

Studierende erarbeiteten vier unterschiedliche Konzepte

Die Studierenden bildeten vier Arbeitsgruppen, in denen sie ganz unterschiedliche Konzepte erarbeitet haben. Sie machten es sich dabei zum Ziel, auch die Anwohnerstruktur und die Angebote in der unmittelbaren Umgebung zu berücksichtigen.

Konzept 1

Die erste Arbeitsgruppe thematisierte in ihrem Konzept zunächst die Bedürfnisse der Anwohner, die rsich je nach Altersgruppe voneinander unterscheiden. Sie schlug vor, die Dächer zu begrünen, Wildblumenwiesen zu säen und ein Retentionsbecken zur Muldenversickerung zu bauen sowie ein Kleinbiotop mit Sumpfpflanzen anzulegen. Um dem Eigentümer viel Flexibilität in der Umsetzung zu ermöglichen, präsentierte die Gruppe unterschiedliche denkbare Module – beim Basis-Modul lagen die Herstellungskosten bei 90.000 Euro und die Pflegekosten bei 4700 Euro im Monat. Das Gesamtpaket belief sich auf 357.000 Euro.

Konzept 2

Die zweite Arbeitsgruppe setzte den Fokus darauf, die Außenanlage möglichst barrierefrei zu planen und die lokale Biodiversität zu stärken. Die Studierenden berücksichtigten in ihrem Konzept auch mögliche Fördermittel, wobei sie Gesamtkosten von mehr als zwei Millionen Euro berechneten, von denen knapp 1,5 Millionen Euro umlagefähig wären. Die Gruppe kam zu dem Ergebnis, dass die Kosten für die Pflegemaßnahmen im Laufe der Jahre von monatlich 2075 Euro im Jahr 1 bis 4184 Euro im Jahr 15 steigen würden.

Konzept 3

Die dritte Arbeitsgruppe orientierte sich stark an den Kriterien des "Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen" (BNB) des Bundesbauministeriums vor dem Hintergrund einer möglichen Zertifizierung. Ihr Konzept sah vor, das Areal neu zu bepflanzen und einen Spielplatz auf Basis ökologischer Baumaterialien zu integrieren. Die Pflegekosten lagen in diesem Fall bei 5286 Euro pro Monat.

Konzept 4

  • "Multifunktionaler Mantel": Grünflächen zwischen den Wohngebäuden und versickerungsfähige Parkplätze
  • "Soziales Band": Begegnungsorte (inkl. Spiel- und Sportflächen) für die Anwohner
  • "Blühendes Gewand": Stärkung der Biodiversität

Die vierte Arbeitsgruppe erarbeitete für die Außenfläche in ihrem Konzept drei unterschiedliche Schwerpunkte:

Für die Laufzeit von 30 Jahren kalkulierte die Gruppe mit konstant bleibenden Gesamtkosten in Höhe von 5525 Euro pro Monat.

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Landschaftspflege Außenanlagen
Abb. 2: Im Mittelpunkt aller Konzepte stand die Nachhaltigkeit mit ihren ökologischen, sozialen und ökonomischen Qualitäten. Quelle: Lanfermann, Lehmann, Meyer, Schacht
Landschaftspflege Außenanlagen
Tab. 1: Kalkulation der einmaligen Baukosten und der Instandhaltungskosten für 30 Jahre. Daten: Alexandra Ritters, Enje Clüver, Alexander Telgmann, Fabia Windemuth, Anabell Runge

Studierende profitieren vom Feedback bei der Abschlusspräsentation

Bei der Abschlusspräsentation stellten die Studierenden ihre Konzepte samt Lebenszykluskostenrechnungen vor. Ziel der Veranstaltung war es nicht, ein Konzept zum Gewinner zu küren, sondern den Studenten die Gelegenheit zu geben, anhand des Feedbacks zu lernen und die eigene Präsentationsfähigkeit zu erproben.

Harald Förster war begeistert über die Vielfalt der Vorschläge: "Die Studierenden haben uns mit sehr spannenden und vielseitigen Konzepten belohnt", sagte er als Eigentümer der Liegenschaft. Das ggw-Team werde aus den Arbeiten wichtige Impulse mitnehmen und prüfen, inwieweit Teile davon bei weiteren Projekten in die Tat umgesetzt werden könnten.

Landschaftspflege Außenanlagen
Anteile der Kosten an den Modulen Daten: Alexandra Ritters, Enje Clüver, Alexander Telgmann, Fabia Windemuth, Anabell Runge

Nachhaltigkeit lässt sich auf unterschiedlichen Wegen realisieren

Elke Hornoff, die das Seminar als Lehrende von Seiten der Hochschule Osnabrück betreut, zeigte sich von den Ideen und kalkulatorischen Überlegungen angetan: "Es ist wichtig, dass Nachhaltigkeit zu Ende gedacht, also in sämtlichen Facetten analysiert wird." Das sei bei den Konzepten der vier Gruppen der Fall und es habe sich dabei gezeigt, dass sich Nachhaltigkeit auf unterschiedlichen Wegen realisieren lasse.

Das Projekt ist ein gutes Beispiel für eine Kooperation zwischen Hochschule, Immobilieneigentümer und Experten im Bereich der Instandhaltung von Freiflächen, von der alle Beteiligten profitieren. Die Studierenden konnten ihr Wissen bei einer realen Planung einsetzen, dabei eigene Ideen entwickeln und praktische Erfahrungen sammeln – und die Projektleiter haben sich über die frischen Ideen des Nachwuchses gefreut.

Landschaftspflege Außenanlagen
In der Landschaftspflege gibt es auch vielfältige Möglichkeiten, zur sozialen Nachhaltigkeit beizutragen. In ihren Konzepten hatten die Studierenden dabei auch die Anwohnerstrukturen im Blick. Fotos: iStock.com/roemart (Radweg), iStock.com/pornpimon Ainkaew (Rampe)
Landschaftspflege Außenanlagen
In der Landschaftspflege gibt es auch vielfältige Möglichkeiten, zur sozialen Nachhaltigkeit beizutragen. In ihren Konzepten hatten die Studierenden dabei auch die Anwohnerstrukturen im Blick. Fotos: iStock.com/roemart (Radweg), iStock.com/pornpimon Ainkaew (Rampe)

Ein Überblick über die Maßnahmen, die die Studierenden für die Außenanlage vorgeschlagen haben:

Grünflächen werden erweitert – auch auf den Dächern und an der Fassade

  • Biodiversität: Wiesen mit Wildblumen anstelle von ungenutzten Rasenflächen
  • Mehr Platz für Pflanzen: standortgerechte Bäume, Sträucher und Stauden anpflanzen
  • Schutz des Wassers: bepflanzte Mulden und Erdwälle für die Regenwasserversickerung
  • Grüne Parkplätze: versiegelte Flächen weichen, Umsetzung versickerungsfähiger Bauweisen
  • Parkplätze für nachhaltige Mobilität: trockene und sichere Abstellflächen für Fahrräder
  • Nachhaltigkeit auch für soziale Bereiche: Aufenthaltsflächen für Anwohner aller Altersklassen schaffen (Spielplätze, Bänke, Wege), das Stärken des Miteinanders im Wohnumfeld
Landschaftspflege Außenanlagen
Die vorgeschlagenen und kalkulierten Maßnahmen berücksichtigen die Interessen und Bedarfe verschiedener Generationen bzw. Altersgruppen. Fotos: iStock.com/brebca (Spielplatz), iStock.com/shapecharge (Bank)
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Die vorgeschlagenen und kalkulierten Maßnahmen berücksichtigen die Interessen und Bedarfe verschiedener Generationen bzw. Altersgruppen. Fotos: iStock.com/brebca (Spielplatz), iStock.com/shapecharge (Bank)

Die WISAG Garten- & Landschaftspflege arbeitet seit mehreren Jahren mit Hochschulen wie der Hochschule Osnabrück, der Fachhochschule Erfurt und der Hochschule Geisenheim zusammen. Ziel der Kooperationen ist es, die Ausbildung durch einen ausgeprägten Praxisbezug im Studium zu stärken. Damit sind die jungen Menschen für den Arbeitsmarkt bestens aufgestellt und für Unternehmen wie die WISAG ideal geeignet. Für die Fallbeispiele greift die WISAG Garten- & Landschaftspflege dabei immer wieder auf Immobilien zurück, die sich im Bestand ihrer Kunden befinden.

Die Kooperation mit der Hochschule Osnabrück besteht bereits seit 2018 im viersemestrigen Masterstudiengang Landschaftsbau. Das Modul "Komplexe Angebote" bietet die Hochschule im dritten Mastersemester an. Die Aufgabe, eine Lebenszykluskostenrechnung im Bereich Garten- und Landschaftsbau für eine größere Liegenschaft zu erstellen, ist typisch für die praktischen Lehrinhalte des Moduls – und für die Kooperation der WISAG mit der Hochschule.

 Rolf Koritkowski
Autor

Lehrbeauftragter HS Osnabrück / FH Erfurt; Leiter Kalkulationsabteilung WISAG

WISAG Garten- und Landschaftspflege

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