Bepflanzungen für Schottergärten auf der BUGA 2021 in Erfurt
von: Christian RanckSchottergärten sind in Deutschland bereits ein Politikum geworden. Als vermeintlich ordentlich und pflegeleicht haben die sterilen Steinschüttung mit einzelnen traurigen Solitärpflanzen oder Mustern aus anderen Steinen in den letzten Jahren viele Vorgärten erobert. Inzwischen sprießen nicht nur Unkräuter zwischen den Steinen, die mit teils zweifelhaften Methoden größtenteils erfolglos in Schach gehalten werden, es hat sich auch politischer Widerstand formiert: Schottergärten werden je nach Kommune teilweise verboten. Sammlungen dieser "Gärten des Grauens" finden sich inzwischen zuhauf in den sozialen Medien und der Fachliteratur. Dabei geht es auch anders.
Denn in sonnigen und mineralisch gemulchten Flächen lassen sich mit relativ wenig Aufwand an den Standort angepasste, pflegeleichte und sehr insektenfreundliche Pflanzungen realisieren, die nach der Fertigstellungspflege wenig bis kein Wasser brauchen. Nach den letzten drei sehr trockenen Sommern ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Und einen hohen Zierwert können diese Blütenmeere auch noch haben, wie klassische Kiesbeete von Beth Chatto oder Peter Janke schon lange zeigen. Grund genug, um sich mit diesem aktuellen Thema ausführlicher zu befassen. Das fanden auch die Studierenden des Studiengangs "Landschaftsbau Bachelor" der Hochschule Osnabrück.
Im Fachgebiet Gehölzverwendung und Vegetationstechnik unter Prof. Dr. Jürgen Bouillon und seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Friedrich Rotter und Christian Ranck fand deshalb im Wintersemester 2020/21 ein Projekt im Rahmen der BUGA Erfurt 2021 statt. Die Studierenden standen vor der Herausforderung eine zeitgenössische, attraktive und ökologisch wertvolle Lösung für geschotterte Flächen zu entwickeln.
Unter ökologischen und ästhetischen Kriterien sollte der Burggarten vor der Petersburg in Erfurt von einer tristen Rasenfläche in eine blütenreiche aber gleichzeitig einfach pflegbare Pflanzung verwandelt werden. Dabei war die Zeit knapp. Es gab nur vier Monate für Beschäftigung mit der Materie und Planung der Entwürfe sowie der Ausführungspläne. Große Unterstützung kam zum Glück von Seiten des Erfurter Gartenamtes. Dessen Leiter Dr. Sascha Döll und sein Team aus Stephan Wunder, Daniel Zugwurst und dem gesamten BUGA-Team im Garten- und Friedhofsamt machten eine kurzfristige Realisierung bis zur Eröffnung der Gartenschau im April überhaupt erst möglich.
Neben der Organisation der Bodenvorbereitung und Pflanz- sowie Mulcharbeiten war besonders die kurzfristige Beschaffung vieler spezieller Stauden eine große Herausforderung. 2021 waren viele Sortimente so gut wie ausverkauft, so dass teilweise aufwändig nach Ersatz gesucht werden musste. Solche Umstände führen nur dann zur einer erfolgreichen Pflanzung, wenn alle Planungsbeteilige am gleichen Strang ziehen.
NL-Stellenmarkt
Die Studierenden erarbeiteten zehn verschiedene Entwürfe. Mal eher formal, mal naturhaft oder gemischt, viele mit einem starken Ortsbezug zum Petersberg oder zur Region. So bietet das Thüringer Becken mit seinen steppenartigen Halbtrockenrasen viele schöne und standortgerechte Pflanzenarten für das gewählte Thema. Wer einmal die Stipa-Hänge der Schwellenburg und den wogenden Steppensalbei in der Natur gesehen hat, weiß wovon hier die Rede ist. So fiel es dann auch nicht leicht, aus den insgesamt qualitativ hochwertigen und gut durchgearbeiteten Entwürfen einen ersten Preis für die Realisierung auszuwählen. Die Jury überzeugt hat schließlich die Arbeit von Lea Sunderland, Ende Clüver, Alexander Telgmann und Marvin Rölleke mit dem Titel "Das Blaue Band".
Thematisch knüpft die Arbeit an bereits geplante Flächen auf dem Petersberg an. Im Blauen Band und der gelben Grundierung werden viele Färberpflanzen wie zum Beispiel Färberwaid (Isatis tinctoria) und Färberkamille (Anthemis tinctoria) aus der Region gezeigt, eine Anspielung auf die Vergangenheit von Erfurt als ehemaliges Zentrum für den Handel mit Färberwaid. Der inhaltlich detailliert durchgearbeitete Entwurf überzeugte zudem durch eine angemessene Artenvielfalt mit vielen Pflanzen aus der Umgebung und einem hohen Wert für Insekten, sowie einer starken Fernwirkung. Dass die erst im April gesetzten Pflanzen dennoch schon im ersten Sommer eine ansprechende Dichte und Wirkung entfalten konnten, lag an der Auswahl einiger geeigneter Akzeptanzpflanzen/ Schnellentwickler und dem entsprechenden Knowhow der Pflegekräfte des Erfurter Grünflächenamtes.
Insgesamt hat das Projekt gezeigt, dass die Studierenden des Landschaftsbaues motiviert und dankbar sind für Themen, die unsere Branche derzeit auch in der Praxis beschäftigen. Viel besser als reine Trockenübungen auf dem weißen Blatt Papier ist eben ein herausforderndes Ziel, was aber selbst in kurzer Zeit gemeinschaftlich erreicht werden kann. Themen wie die Auswirkungen des Klimawandels, das anhaltende Artensterben und der gleichzeitige Wunsch nach repräsentativen und pflegeleichten Gärten sind komplexe Herausforderungen, die aber gerade die Beschäftigung mit dem teilweise ungeliebte Thema Pflanzen bei den Studierenden stark befördern können.
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