Arbeitsmarkt:
Mit Inklusion gegen den Fachkräftemangel
770.000 – so viele offene Stellen konnten laut Bundesagentur für Arbeit hierzulande im Jahresschnitt 2023 bis Oktober nicht besetzt werden. Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist auf Rekordhoch. Besonders dramatisch ist die Lage im MINT-Bereich, also in Berufen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – allein hier fehlen fast 300.000 Arbeitskräfte.
Das Problem: Die geringe Geburtenrate führt dazu, dass immer weniger Menschen auf den Arbeitsmarkt nachrücken. Vor allem Unternehmen in ländlichen Regionen haben große Schwierigkeiten, Talente anzuwerben.
Wenn es um Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung geht, wird in der Öffentlichkeit oft über Arbeitskräfte aus dem Ausland diskutiert. Um Inklusion geht es eher selten. Dabei schlummert hier großes Potenzial: Bundesweit gab es im Jahr 2021 rund 3,1 Millionen Schwerbehinderte im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre). Von ihnen sind längst nicht alle in den Arbeitsmarkt integriert. So waren im Oktober 2023 rund 166.000 Menschen mit Behinderungen arbeitslos – trotz guter Qualifikation (Grafik): Im Jahr 2022 hatten 54 Prozent der arbeitslosen Menschen mit Behinderungen einen Berufs- oder Hochschulabschluss. Bei den Arbeitslosen ohne Behinderungen waren es nur 43 Prozent.
Mit Inklusionsmaßnahmen wie technischen Arbeitshilfen oder flexiblen Arbeitsmodellen ließe sich diese Bevölkerungsgruppe stärker in den Arbeitsmarkt integrieren und die Fachkräftelücke reduzieren.
Auch darüber hinaus kann ein grundsätzlich auf Inklusion ausgerichteter Arbeitsmarkt die Fachkräftesituation entspannen. So können Beschäftigte, die durch eine Krankheit oder einen Unfall Behinderungen davontragen, gut integriert weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. iwd