Der Kommentar

Freitags gehört Vati mir!

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Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern. Mit einem ähnlichen Leitspruch hat der Deutsche Gewerkschaftsbund in den 1950er-Jahren für die Einführung der Fünftage- und Vierzigstundenwoche geworben. Heute ist das arbeitsfreie Wochenende ein Muss. Dachte ich.

Bis ich zu Beginn dieses Sommersemester von meinen Studierenden erfahren habe, dass gut die Hälfte in den Betrieben auch regelmäßig samstags gearbeitet hat. Bisher hatte ich immer die Gegenfrage bekommen, ob ich denn nicht wüsste, dass der vier-Tage-Woche die Zukunft gehöre.

Ganz anders in diesem Semester. Ganz offen wurde die Samstagsarbeit sogar sehr positiv bewertet, wenn die Arbeit fertig werden muss, wenn es Spaß macht, wenn es sich auch finanziell lohnt. Heute soll nach dem Willen der Initiative "4 Day Week Global" am Freitag schon richtig Wochenende sein und nicht erst ab eins, wo bekanntlich ja jeder seins macht.

Noch 1848 war die Reduzierung der Arbeitszeit auf höchsten zehn Stunden an sechs Tagen in der Woche, also die 60 Stundenwoche eine große Errungenschaft der Gewerkschaften. 1918 wurde daraus der acht Stundentag an sechs Arbeitstagen, also 48 Stunden die Woche. Nun sind wir auf dem Weg zu 32 Stunden an vier Tagen. Scheinbar ist das ein klarer Trend seit der Industrialisierung.

Eine jetzt veröffentlichte Studie in Großbritannien hat ergeben, dass die meisten der beteiligten 2900 Arbeitnehmer mit einer Vier-Tage-Woche glücklicher sind. In der Folge der Studie will sogar eine große Zahl der 61 teilnehmenden Unternehmen daran festhalten.

Vorher und nachher durchgeführte Mitarbeiterbefragungen ergab, dass 39 Prozent weniger gestresst sind und 40 Prozent besser schlafen. Zudem sank die Zahl der Krankheitstage während des Versuchs um rund zwei Drittel und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verließen 57 Prozent weniger Mitarbeiter die teilnehmenden Firmen.

Dass sich so etwas abnutzen kann, wissen wir von VW. Die 28,8 Stundenwoche führt dort vor allem zum zweiten Job.

Ökonomisch gesehen, ist gerade für den Landschaftsbau, wie auch für das ganze Baugewerbe die Zahl der Baustellenstunden immer noch ein Haupttreiber der Wertschöpfung.

Wenn es im Unternehmen gelingt die Zahl der Baustellenstunden um 10 Prozent zu steigern, beispielsweise durch andere Organisationsstrukturen, eine bessere Verteilung von Wegezeiten oder tatsächlich durch Mehrarbeit, kann je nach Kostenstruktur die Wertschöpfung erheblich gesteigert werden.

Der Grund ist schlicht die günstigere Verteilung von festen Größen, wie Soziallöhnen und Gemeinkosten auf eine größere Zahl von Baustellenstunden.

Theoretisch kann sogar eine Vier-Tage-Woche dazu einen Beitrag leisten, wenn die Fahrt- und Rüstzeiten nur an vier Tagen anfallen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Zahl der Stunden gleichbleibt, was bei einer 40 Stunden-Woche dem Arbeitszeitgesetz (ArbZG) widersprechen würde.

Am Ende ist es der Markt, der darüber entscheiden wird. Wenn alle Unternehmen im Landschaftsbau nur 32 Stunden die Woche an vier Tagen arbeiten, ist es für kein Unternehmen ein Problem.

Das klingt heute im Landschaftsbau aber noch sehr theoretisch, wenn ich die Freude meiner Studierenden an Samstagsarbeit in ihrem Beruf sehe.

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
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Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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