Der Kommentar

Geht es nicht ohne Torf?

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Vermutlich hat es mit dem Alter zu tun. Beim Thema Torf habe ich ein echtes Déjà-vu. Schon in meiner Studienzeit sollten keine Torfprodukte verwendet werden, weil mit dem Torfabbau wertvolle Biotope verloren gehen. Das war so um 1990, vor gut 30 Jahren.

Jetzt lese ich in einer Fachzeitschrift des Garten- und Landschaftsbaus, dass auf Torf nicht verzichtet werden kann, da dieser nach wie vor für den professionellen GaLaBau unverzichtbar sei.

Richtig ist dagegen, dass schon 2019 der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) eine Selbstverpflichtungserklärung zur Reduzierung der Torfverwendung abgegeben hat.

Aus den Normen des Landschafts- und Sportplatzbaus ist Torf ebenfalls verbannt worden. Auch nach Angaben des Industrieverbands Garten (IVG) wird Torf im Wesentlichen als Kultursubstrat (für den Profigartenbau) und als Hobbyerde (für private Verbraucherinnen und Verbraucher) verwendet. Insgesamt werden 8 bis 9 Mio. m³ Torf in Deutschland produziert.

Aktuell sind Moore ein Haupttreiber des Klimawandels. Durch die Trockenlegung von Mooren kommt der im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. Damit gelangt nicht nur CO2 in die Atmosphäre, sondern auch Lachgas, N2O, das dreihundertmal klimaschädlicher ist. Nach Angaben des Instituts für Agrarrelevante Klimaforschung emittieren die im Nationalen Inventarbericht unterstellten circa 18.000 km² Moorfläche 45,7 Mio. t CO2-Äquivalent (CO2e) pro Jahr in Deutschland. Das entspricht 5,1 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen und schließt alle Nutzungsformen ein. Dränierte Moore sind damit die größte Einzelquelle für Treibhausgase außerhalb des Energiesektors (NIR 2010).

Torfabbau für Substrate findet nach IVG auf nur circa 2 Prozent der Gesamtmoorfläche in Deutschland statt und ist damit nur für etwa 7 Prozent der aus Mooren und Torfen emittierten CO2e pro Jahr verantwortlich. Das entspricht rechnerisch etwa 3,2 Mio. t CO2e. Bei 8 Mio. m³ Substrat wären das rund 0,4 t CO2e/m³ Torfsubstrat. Für die ab 2026 beginnende Versteigerungsphase von Emissionszertifikaten werden Preise von 55 Euro/t bis 65 Euro/t aufgerufen.

Klar ist aber auch, dass die Substrathersteller nur der Marktnachfrage folgen und gar nicht in der Lage sind, etwas zu ändern, genauso wenig wie die Pflanzenproduzenten. Denn Torf ist einfach das Optimum, unter Berücksichtigung von Preis und Ertrag. Ein guter Anfang wäre, wenn die öffentliche Hand als Auftraggeber torffreie Anzuchterden in die Ausschreibungen aufnehmen würde. Bau- und Gartenmärkte könnten die Produkte freiwillig aus den Regalen verbannen, in der Hoffnung, die Kunden wandern nicht ab. Torf zu verbieten, wäre vermutlich das Modell der aktuellen Regierung. Die beste Lösung ist aber, die europäische Torfproduktion und den Import mit CO2e-Emissionszertifikaten zu belegen. Dann wird sich die Frage von ganz alleine lösen. Bei 55 Euro für ein Emissionszertifikat (1 t CO2e) wären es immerhin circa 22 Euro/m³ Substrat. Dann geht es bestimmt auch ohne Torf.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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