Klartext

Gesicherte Gehölzpflanzungen - Angst vor neuen Konzepten?

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Jetzt werden wieder mit medialer Aufmerksamkeit Bäume gepflanzt, von der Politik Finanzmittel für die Stadtbegrünung zur Rettung des Klimas angekündigt, Messen in Präsenz abgehalten. Gut so, nach Corona und den heißen Sommern steigt wieder das Engagement für das Stadtgrün auf allen Ebenen. Aber genügt das, um die grüne Infrastruktur zukunftsfähig zu machen?

Braucht es nicht eher eine Aufbruchstimmung, um das im Weißbuch "Stadtgrün - für eine lebenswerte Zukunft" eingeforderte Ertragsdenken wirklich einzuführen? Allein Worthülsen und visionäre Skizzen von der Stadt von morgen sind nicht hilfreich, wenn sie nicht mit wissenschaftlichen Studien abgesichert sind. Aber wo ist dann der Weg?

In den Koalitionspapieren der aktuellen Regierung ist vom Stadtgrün nichts zu lesen, beim Convent der Baukultur stehen vorrangig Architektur und graue Stadtplanung im Fokus. Doch nach wenigen Wochen der Amtszeit ist aus Bundesministerien zu hören, dass Kulturpflanzenproduktion, Klima- und Umweltschutz, Biodiversität, Stadt- und Landschaftsplanung sich nicht ausschließen dürfen, sondern zu neuen Konzepten zu entwickeln sind. Auf dem Bundeskongress Stadtgrün wurde einvernehmlich der Wille zur Zusammenarbeit verkündet. Aber was nützt das alles, wenn in Praxis Planung und Ausführung sich nicht weiterentwickeln?

Eigentlich wäre es ganz einfach. Zwei Beispiele: die Alleen außerhalb der Städte werden von ihren Befürwortern geschätzt und Schutz und Nachpflanzung eingefordert. Dabei weiß jeder Baumexperte, dass die alten Konzepte des 18. und 19. Jahrhunderts selten zukunftsfähig sind. Warum also nicht mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Land neue Alleeorte identifizieren und Pflanzweisen erproben, die eine gesicherte Alleenentwicklung bei hoher Verkehrssicherheit garantieren. Das ist in der Fläche nur mit der Vernetzung mit Landwirtschaft und Gartenbau zu erzielen. Alleen könnten bei guter räumlicher Anordnung verstärkt Windschutzfunktionen für die Produktionsflächen übernehmen, Insekten als Gegenspieler von Schädlingen von Alleen in die Kulturflächen einwandern und Teil integrierter Pflanzenschutzkonzepte werden. Win-win für alle Beteiligten!

Baumpflanzungen werden u. a. von Kommunen mit Vorgaben zur Ausführung auf den Weg gebracht. Dabei wird sich auf Regelwerke und DIN-Normen gestützt, wissenschaftliche Studien aber eher negiert. Die Eignung der georderten Bäume ist immer wieder strittig, Standortvorbereitung und Fertigstellungspflege wenig nachhaltig. Warum nicht eine leistungsbezogene Vorgehensweise entwickeln? Das bedeutet eine klare Definition des Begrünungszieles als QS-System, welches alle Beteiligten zur Optimierung motiviert, damit Bäume sicher anwachsen. Das bedeutet ein out-put-orientiertes Handeln für alle AN und Lieferanten. Nur wenn Bäume sicher angewachsen sind, sie sich vital entwickeln und die Wurzelsysteme keine Schäden auslösen, erst dann wird eine Leistung akzeptiert. Das bekommen sicherlich nur diejenigen hin, die Gehölze verstehen und sich begeistert für ihr Wachstum einsetzen. Aber warum haben wir Angst vor Anwuchserfolgen? Machen Sie es doch vor!

Ihr Prof. Dr. Hartmut Balder

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Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

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