Ökonomisch betrachtet

Flexible Arbeitszeiten

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Darin herrscht inzwischen Einigkeit: Mitarbeitern muss heute viel geboten werden, damit Arbeitsplätze interessant sind und Fachkräfte gebunden werden können. Ein Aspekt sind flexible bzw. reduzierte Arbeitszeiten, die den Mitarbeitenden eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen.


Vor dem Hintergrund steigender Arbeitskosten und der schwindenden Möglichkeit, höhere Kosten an die Kundschaft weitergeben zu können, stellt sich allerdings die Frage, wie eine solche Maßnahme gestemmt werden kann.

Geht man beispielsweise davon aus, dass im Unternehmen eine Vier-Tage-Woche eingeführt werden soll, so kann einerseits festgestellt werden, dass durch die reduzierte Arbeitszeit auch weniger lohnpflichtige Stunden anfallen. Allerdings lassen sich dann auch weniger produktive Stunden leisten. Dies führt zu einer sinkenden Wertschöpfung und einer geringeren Deckung der allgemeinen Geschäftskosten. Andererseits bleiben fixe Kosten je Arbeitskraft, zumindest für Arbeitskleidung und Lohnbuchhaltung bis hin zu sonstiger Ausstattung und Maschinen erhalten. Hinzu kommt der erhöhte Organisationsaufwand (Personaldisposition), um Bauprojekte über die gesamte Woche in Betrieb zu halten.

Ein Beispiel: Stellt ein Betrieb mit 10 Mitarbeitenden auf die Vier-Tage-Woche um, sinken die variablen Lohnkosten als auch die produktiven Stunden und damit die Wertschöpfung um 20 %. Aufgrund des erhöhten Organisationsaufwands (Annahme: statt 5 Stunden je Woche, wird die Bauleitung 7,5 h je Woche mit der Personaldisposition beansprucht), steigen die entsprechenden Kosten der Organisation um 50 %. Der Deckungsbeitrag sinkt damit, absolut gesehen, um 22 % (siehe Grafik links) und es stellt sich in der Regel eine Situation für die Betriebe ein, die wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist.

Eine Lösung kann darin bestehen, den Verlust an Deckung durch mehr Personal und leicht erhöhte Wertschöpfung wieder auszugleichen. In diesem Beispiel reicht dazu eine Steigerung der Wertschöpfung pro Stunde von 61,- Euro um 1,40 Euro auf 62,40 Euro und die Einstellung von zwei weiteren Mitarbeitenden aus. Natürlich erhöhen sich dadurch der fixe Personalaufwand und der Organisationsaufwand entsprechend. Er kann aber durch die Produktivitätssteigerung ausgeglichen werden (siehe Grafik rechts).

Natürlich stellt sich die Frage, ob ein erhöhter Personaleinsatz angesichts des ohnehin grassierenden Fachkräftemangels eine Lösung sein kann. Die Praxis zeigt jedoch, dass Betriebe mit flexiblen Arbeitszeiten kaum Personalprobleme haben.

Alternativ bliebe nur die Verbesserung der Produktivität bzw. Wirtschaftlichkeit, d.h. mehr Wertschöpfung pro Stunde. Dies funktionier realistisch gesehen nur bei Beibehaltung der Wochenarbeitszeit. Dann müsste die Wertschöpfung pro Stunde lediglich um 60 Cent erhöht werden. Dass die Branche so etwas kann, haben die letzten Jahre gezeigt (was allerdings auch am Anstieg der Preise gelegen hat). 2019 lag die Wertschöpfung pro Stunde noch deutlich unter 60 Euro.

Damit das Ganze zum Erfolg wird ist jedenfalls eine professionelle Organisation und Führung notwendig. Zukünftig kann auch eine intelligente IT-Unterstützung bei der Personaldisposition den erhöhten Organisationsaufwand reduzieren.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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