Ökonomisch betrachtet
Déjà-vue
von: Prof. Dr. Heiko MeinenNach Studien der Wirtschaftsberatung PwC ist das Volumen vom Ausfall bedrohter Immobilienkredite von 2022 auf 2023 um über 50 Prozent gestiegen, siehe Bild (CRE-NPLs). Dies betrifft speziell Gewerbeimmobilien. Die Gründe sind bekannt: Steigende Bau- und Betriebskosten sowie Zinsen und sinkende Nachfrage nach Immobilien am Markt führen zu fallenden Immobilienwerten, denen hohe Fremdfinanzierungsanteile gegenüberstehen.
Zwar Prognostizieren die Autoren der Studie keine neue Finanzkrise, aber die Erkenntnisse zeigen einerseits das Ausmaß der Bau- und Immobilienkrise. Andererseits stellt die Studie heraus, dass speziell Büroimmobilien in B- und C-Lagen zunehmend unter Druck geraten. Wenn denn Immobilien gekauft werden, dann sind hohe Qualitätsstandards, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz die Voraussetzungen, wie die Autoren herausstellen.
Gab es das nicht schon einmal? Was sich in den A-Lagen 2008 bereits vollzogen hat, dehnt sich nun auf die untergeordneten Lagen aus. Denn mit der Finanzkrise wurden nachhaltige Gebäude in den Haupt-Immobilienstandorten zum Standard. Auch das scheint heute dazu zu führen, dass diese Gebäude wertstabiler sind, weil sie nach wie vor nachgefragt werden.
Dennoch: Wie das Maklerhaus Colliers prognostiziert, steigt die Leerstandsquote in den Top-7-Städten bei Bürogebäuden bis 2026 auf 7,9 Prozent des Gesamtbürobestands. Mehr Leerstand wird wegen des nachlassenden Neubaus bis auf wenige Ausnahmen nicht erwartet. Daneben erwartet u.a. das ifo Institut einen Rückgang des Wohnungsneubaus bis 2025, da aufgrund der benannten Gründe und mangelnder Förderung aktuell zu wenige Neuprojekte geplant werden. Leerstand und notleidende Kredite auf der einen Seite, Wohnungsmangel auf der anderen.
Was sagt das für den GaLaBau aus? Die Branche kann hieran einerseits erkennen, wie lange die Krise am Bau noch dauern wird und andererseits, welche Faktoren einen Wettbewerbsvorteil bedeuten, weil damit Werttreiber am Immobilienmarkt unterstützt und Markttrends bedient werden können.
Auch wenn es der oder die eine oder andere nicht (mehr) hören mag: Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde. Ökonomisch, aber auch ökologisch und sozial. Mit einer passenden Geschäftsstrategie und einem langen Atem, lässt sich die Krise überwinden. Im Klartext: Klare Nachhaltigkeitsausrichtung, eine effiziente Kostenstruktur und eine solide Kapitalbasis für die Krisenjahre, um ab 2026/2027 wieder durchstarten zu können.
Wer kann, sollte daher auch auf den Abbau von Arbeitsstellen verzichten, denn die Kapazitäten werden gebraucht. Angesichts der, nach wie vor historisch hohen Zahl an offenen Stellen und der niedrigen Zahl an arbeitslosen Fachkräften, scheint dies aber kein wirkliches Problem zu sein. Selbst im Krisenjahr 2024 existieren im Bauhauptgewerbe noch 60 Prozent mehr offene Stellen als 2014. Zudem waren 2014 weit mehr als doppelt so viele Fachkräfte arbeitslos. Selbst vor Corona waren es noch deutlich mehr Arbeitslose und die Zahl der offenen Stellen war ähnlich hoch wie heute.
Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen
h.meinen@kullmann-meinen.de
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