KlimaFit
Wächst Geld auf Bäumen?
von: Dr. Philipp Schönfeld
Die Überschrift scheint auf den ersten Blick eine merkwürdige Frage zu sein. Warum sollte Geld auf Bäumen wachsen? Bäume kosten doch Geld – angefangen von der Standortvorbereitung über den Baum selbst, die Pflanzung, Pflege und schließlich viele Jahre später die Rodung. Zugegeben, sie spenden Schatten im Sommer, verdunsten Wasser, nehmen CO2 auf, produzieren Sauerstoff und sehen schön aus. Aber haben diese Leistungen einen monetären Wert?
Ein Perspektivwechsel ist notwendig, wie er beispielsweise in Australien, den USA oder England vor Jahren schon stattgefunden hat. Stadtbäume werden dort nicht mehr als "Kostenstelle", sondern als "asset", als Vermögenswert, angesehen. Und es ist das Ziel, dieses "Baum-Vermögen" zu bewahren, zu pflegen und, wenn möglich, zu vermehren. Die Stadt Melbourne beispielsweise schätzt den Annehmlichkeitswert (amenity value) ihrer Stadtbäume im Jahr 2012 auf rund $ 700 Millionen [1]. Der gesamte Annehmlichkeitswert der Bäume in Inner-London wird mit £ 17,6 Milliarden beziffert. Aber wie steht es nun um den monetären Wert der vielfältigen Wohlfahrtsleistungen der Stadtbäume? Die City of London hat das 2015 berechnet [2]. Allein die 1 587.000 Bäume im Bereich von Inner-London erbringen im Jahr folgende Leistungen (Auszug):
- 56 t Staub aus der Luft gefiltert im Wert von £ 58 Millionen
- 705.000 m3 Regenwasser zurückgehalten im Wert von £ 568 935
- 499.000 t Kohlenstoff gespeichert im Wert von £ 30,9 Millionen
- 15 900 t CO2 aufgenommen im Wert von £ 987.000
- Die Energieeinsparung bei Gebäuden (z. B. verringerter Einsatz von Klimaanlagen) wird mit £ 223.000 bewertet
Die Preise für Häuser lagen an mit Straßenbäumen bestandenen Straßen oder in Parknähe um bis zu 15 Prozent höher als an Straßen ohne Bäume [3]. In solchen Lagen lassen sich auch entsprechend höhere Mieten erzielen – sowohl in Geschäfts- als auch in Wohnhäusern.
Eine interdisziplinäre Forschergruppe konnte in ihrer Untersuchung in Leipzig zeigen, dass mehr Bäume in unmittelbarer Umgebung des Hauses (unter 100 m Entfernung) häufig mit einer geringeren Zahl von Antidepressiva-Verschreibungen einhergingen, d.h. mit Bäumen lassen sich Kosten im Gesundheitswesen sparen [4].
Offensichtlich wächst also doch Geld auf Bäumen. . . Wenn also das nächste Mal der Kämmerer Ihnen die Ausgaben für die Straßenbäume kürzen will, dann lassen Sie sich nicht einschüchtern, sondern machen Sie – ggf. mit Hilfe der Internetseite www.itreetools.org eine Gegenrechnung auf mit dem Wert der Wohlfahrtswirkungen, die die Bäume in Ihrer Stadt leisten. Ich bin überzeugt, dass wir Profis für das öffentliche Grün mit diesen Zahlen die besseren Argumente besitzen als die Haushälter.
[¹] Urban Forest Strategy - Making a Great City Greener 2012-2032. Seite 22
[²] Valuing London´s Urban Forest – Results of the London i-Tree Eco Project (2015), S. 10
[³] Valuing London´s Urban Forest – Results of the London i-Tree Eco Project (2015), S. 16
[4] Urban street tree biodiversity and antidepressant prescriptions, Scientific Reports (2020) 10:22445,
Internet: https://doi.org/10.1038/s41598-020-79924-5.
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