Freyung rustikal eröffnet, Höxter startet vielversprechend

Begleitet wurde der Startschuss von Bildern, die bleiben: Anstatt einfach nur ein Band durchzuschneiden, gab sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betont rustikal und zersägte lieber gleich einen Baumstamm. Das Event im Freistaat ist gegenüber seinen Pendants in NRW, Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg klarer Nachzügler.

Die LAGA im nordrhein-westfälischen Höxter hatte bereits Mitte April ihre Tore geöffnet, die niedersächsische Gartenschau in Bad Gandesheim ebenso. In Hessen zog Fulda Ende April nach, Baden-Württembergs Gartenschau in Balingen begrüßt ihre Besucher seit Anfang Mai. Anders als im Freistaat kann man an den vier anderen Standorten also teils schon eine erste Zwischenbilanz ziehen.

Höxter trotz kühlen Frühlings gut gestartet

Im Nordwesten der Republik hat die Gartenschauzeit vielversprechend begonnen. Höxter in NRW konnte sich in den ersten vier Wochen eines starken Besucherzustroms erfreuen. Die Stadt im Herzen des Weserberglands, die ihre LAGA unter dem Motto "Schön hier. Komm gucken!" veranstaltet, durfte während des ersten Monats knapp 65.000 Besucher begrüßen. Sollte die Resonanz sich auf diesem Niveau halten, würde das Ziel von 400.000 Besuchern bis Mitte Oktober knapp erreicht werden.

Auf Nachfrage der Deutschen Presseagentur (dpa) gab Gartenschau-Geschäftsführerin Claudia Koch an, mit dem Besucheraufkommen "sehr zufrieden" zu sein, insbesondere angesichts des "teilweise recht kühlen und regnerischen Frühlingswetters". Bislang wird die LAGA den Vorschusslorbeeren gerecht, mit denen NRWs Ministerpräsident Hendrik Wüst sie bedacht hat.

Der nordrhein-westfälische Landesvater hatte gesagt, dass sich auf der Gartenschau "Kultur, Natur und Geschichte an einem Ort" erleben lassen. Ermöglicht wird dieser Erlebnis-Mix durch die Verbindung von Wall, Weserpromenade und Welterbe Schloss Corvey auf dem Gartenschaugelände. Von "NRWs längster Sitzbank" lassen sich Dampfer auf dem Wasser beobachten, der kinderfreundliche Gartenschau-Park lockt mit drei außergewöhnlichen Spielplätzen.

Bad Gandersheim: Ambitionierter Corona-Nachzügler

Die niedersächsische LAGA in Bad Gandersheim war ursprünglich für 2022 terminiert, wurde jedoch wegen Corona-bedingter Verzögerungen auf der Baustelle um ein Jahr verschoben. Bis Mitte Oktober sollen unter dem Leitspruch "GARTEN.FEST.SPIELE. Freu Dich drauf!" rund 450.000 Besucher auf das Gartenschaugelände gelockt werden. Die Einnahmen sollen 5,6 Millionen Euro erreichen, womit schon von Vornherein ein Defizit von mehreren Millionen Euro einkalkuliert ist: Denn insgesamt wurden über zwölf Millionen Euro investiert. Ein Großteil davon stammt aus Fördergeldern des Landes Niedersachsen.

Als Besuchermagneten sollen unter anderem das Naturschutzgebiet Auepark, den Spiel- und Sportpark, die Osterbergseen und der Roswithapark dienen, die zusammen knapp 40 Hektar umfassen. In der Blumenhalle finden 13 wechselnde Blumenschauen statt. Ein Highlight ist das neue Natur-Solefreibad auf dem LAGA-Gelände, denn den Veranstaltenden zufolge gibt es bundesweit nur zwei solcher Natur-Solefreibäder. Bad Gandersheims Bürgermeisterin Franziska Schwarz würdigt dieses LAGA-Element besonders: "Ohne die Landesgartenschau hätte es in Bad Gandersheim womöglich nie wieder ein Freibad gegeben." Es war zuvor jahrelang geschlosrsen gewesen und wurde für die Schau saniert.

Fulda formuliert ehrgeizige Ziele

Die hessische Gartenschau in Fulda hat schon vor ihrer Eröffnung einen Rekord gebrochen: Mit knapp 42 Hektar Fläche ist sie die größte LAGA, die bisher in einer hessischen Stadt ausgetragen wurde. Unter dem Motto "Fulda verbindet" will die LAGA insbesondere mit ihren vier großen Gärten "WasserGarten", "GenussGarten", "KulturGarten" und "SonnenGarten" die Gunst der Besucher gewinnen. Dass die Veranstalter mit bis zu 600.000 Gästen rechnen, zeugt von ambitionierten Zielen und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Das mag auch an der erfolgreichen Gartenschau-Vergangenheit der Barockstadt liegen: Bereits 1994 war sie Gastgeberin der hessischen LAGA. Nun ist Fulda die erste hessische Stadt, die zum zweiten Mal eine Gartenschau ausrichtet. Stadtbaurat Daniel Schreiner ist sich sicher: "Das macht eine Stadt nur, wenn sie gute Erinnerungen hat."

Dass Fulda mit der LAGA nicht nur gute Erinnerungen verbindet, sondern auch bedeutende Zukunftsperspektiven, machte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein deutlich, als er den Eröffnungs-Festakt in der Barockstadt besuchte. "Die Landesgartenschau wird für wirtschaftlichen Aufschwung in der Region sorgen und eine Strahlkraft weit über die Region hinaus entfalten", prophezeite Weil und war sich sicher: "Sie gehört zu den Veranstaltungen, die noch lange über den letzten Tag hinauswirken."

Umweltministerin Priska Hinz indes wählte Worte, die wie ein Echo aus der grünen Branche anmuten. Sie hob die Bedeutung von Gartenschauen für die Stadtentwicklung hervor und betonte, dass es bei der LAGA "um die zentralen Fragen unserer Zeit" gehe – nämlich "Lebensqualität, Klimaschutz und Artenvielfalt".

Die anvisierte 600.000-Besucher-Marke erschien nach knapp einem Monat LAGA übrigens durchaus realistisch: Ende Mai begrüßet die Barockstadt bereits ihre 100.000ste Gartenschaubesucherin.

Die Gartenschau Balingen birgt ein LAGA-Novum, das womöglich Schule machen könnte: Der städtische Friedhof, der nach wie vor aktiv genutzt wird, ist hier ein Gartenschau-Element. Die Hauptdarsteller vor Ort: Friedhofsgärtnereien und Steinmetzbetriebe aus der Region, die den Besuchern vorführen, wie individuell ein Grab gestaltet werden kann.

Stadtplanerisch sind in Balingen die dauerhaft neu- und umgestaltete grünen Parks sowie die neuen Zugänge zu den Flüssen Eyach und Steinach von Bedeutung. Entscheidend ist hierbei, dass die Öffentlichkeit profitiert und neue Erholungsorte gewinnt. Dort, wo früher Tennisplätze ohne Zugang zum Eyach waren, gibt es jetzt eine Skateranlage, Basketball- und Volleyballplätze und eine große Liegewiese mit direktem Zugang zum Wasser.

Wie es gute Sitte ist, wurde auch die Baden-Württembergische Gartenschau von ihrem Landesvater eröffnet. Ganz so rustikal wie Markus Söder trat Winfried Kretschmann aber nicht auf. Anstatt einen Baumstamm zu zersägen, begnügte er sich mit dem traditionellen Bänderschnitt.

Hendrik Behnisch