Weniger Hitze, weniger Luftverschmutzung
Fraunhofer-Institut für Bauphysik lobt Nutzen von Gebäudegrün
Eine aktuelle Literaturstudie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) im oberbayerischen Valley unterstreicht den Nutzen von Gebäudebegrünung zur Minderung der urbanen Hitze und der städtischen Luftverschmutzung. Auftraggeber der Untersuchung war der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle, der Hersteller von Steinen, Fenstern, Türen, Fassaden, Putzsystemen und Dämmstoffen organisiert.
Heat Island Effekt eingedämmtr
Gesunde Pflanzen wirkten gegen den Heat Island Effekt in Städten, schreiben die Wissenschaftler um den Hygrothermiker Prof. Dr. Hartwig Künzel. Durch eine starke Reflexion der kurzwelligen Strahlung und Verdunstungskühlung sorgten sie für eine starke Reduktion der Oberflächentemperatur. Die Oberflächentemperatur einer Fassade könne mit Begrünung um bis zu 15 °C reduziert werden. Die lokale Lufttemperatur vor einer fassadengebundenen und einer bodengebundener Fassadenbegrünung sei um 1,3 °C oder 0,8 °C geringer, als vor einer unbegrünten Fassade.
Zugleich gebe es Hinweise auf eine Verbesserung der Luftqualität, so die IBP-Forscher. In Modellierungen sei es mit großflächig begrünten Wänden in Straßenschluchten gelungen, bis zu 15 Prozent des Stickstoffdioxids und 23 Prozent des Feinstaubs (PM10) zu reduzieren. Bei geringen Windgeschwindigkeiten wären sogar Reduktionen von 40 Prozent des Stickstoffdioxids und 60 Prozent des Feinstaubs erreicht worden.
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Rebe bindet 80 Prozent Metall aus Grobstaub
Die stärkste Deposition von Staubpartikeln könne grundsätzlich an fein gegliederten und haarigen Pflanzenblättern beobachtet werden. Das gelte für Holzgewächse genauso wie für andere Pflanzen. Kletterpflanzen filtere 4 bis 8,4 Prozent des Gesamtstaubs einer Vegetationsperiode. Die Dreispitzige Jungfernrebe (Partheocissus tricuspidata) binde bis zu 80 Prozent der Metalle aus Grobstaub. Die Staublast an Eichenblättern (Quercus spp.) messe im Jahresdurchschnitt rund 0,25 g/m².
Die Filterungsleistung von Feinstäuben kann bei Straßenbäumen zwischen einem und 20 Prozent betragen. Grüne Fassaden filtern zwischen 10 und 20 Prozent der Staubbelastung. Die Experten vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik nennen noch weitere Nutzeffekte grüner Fassaden: So könne eine sorgfältig geplante und ausgeführte Pflanzenhülle ein natürlicher Schutzschild gegen Schlagregen, Hagel sowie UV-Strahlung sein. Damit erhöhe sich die Lebensdauer der betreffenden Fassade. Nützlich seien auch die Wasserrückhaltung, die Lärmminderung, die Förderung der Biodiversität und das sogenannte biophile Design einer grünen Wand, das sich positiv auf die Psyche auswirke.
Mittlere Pflegekosten verringern sich
Kostenbewussten Auftraggebern empfehlen die Forscher bodengebundene Fassadenbegrünungen. Sie seien deutlich günstiger zu realisieren als Bodenungebundene. Entwarnung geben sie bei den Pflege- und Wartungskosten: Am Anfang lägen sie bei etwa 5 bis 70 Euro pro Jahr und m². Erneuerungsmaßnahmen alle 15 bis 20 Jahre würden mit 100 bis 300 Euro/Lfm zu Buche schlagen. Doch sei "davon auszugehen, dass die mittleren Kosten in Zukunft sich tendenziell eher verringern werden, bei gleichzeitiger Zunahme der Leistung". Zudem stellten Gebäudebegrünungen ökosystemische Leistungen bereit, die im Gegenzug den Aufwand für andere technische Gegenmaßnahmen verringern. Laut IBP zählen dazu Luftreinigungsgeräte und Abflusssysteme.
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