Ökonomisch betrachtet

Rückblick 2023 - Alles beim Alten

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"Verdammt langweilig", mit dieser Überschrift startete diese Kolumne ins Jahr 2023. Dabei ging es um das Weltwirtschaftsforum in Davos und die Frage, wie interessant die dort diskutierten Themen wirklich sind.

Die Baubranche und speziell den GaLaBau im Bereich Privatgarten und Wohnungsbau sah und sieht sich zudem schwindender Nachfrage gegenüber, die u.a. aus den oben genannten Krisenszenarien resultieren. Im internationalen Vergleich jedoch geht es nicht allen europäischen Nachbarländern ähnlich und die Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) zeigt in ihrem Global Construction Monitor (GCM) für das dritte Quartal 2023 weiterhin einen leichten Anstieg der Gesamttätigkeit der Baubranche. Allerdings findet das weltweite Wachstum im Wesentlichen im Infrastrukturbereich statt, wohingegen der private Wohnungs- und Gewerbebau weltweit stagniert oder leicht rückläufig ist. Wir sind also in guter Gesellschaft.

Pflichten und Chancen

Trotzdem interessieren sich nationale und internationale Investoren immer noch sehr für den GaLaBau. Wegen der kleinteiligen Branchenstruktur, aus der sich möglicherweise größere Unternehmen formen lassen, die am Kapitalmarkt gehandelt werden können und des zukunftsweisenden Geschäftsmodells mit Blick auf den Megatrend Nachhaltigkeit ist die Branche ein lohnendes Ziel. Letztgenanntes treibt seit der Einführung der EU Sustainable Finance Taxonomie im Jahr 2020 vor allem die Finanzindustrie um. Mit dem Lieferkettengesetz 2023 sowie den Nachhaltigkeitsberichtspflichten ab 2024 rückt das Thema insgesamt in den Vordergrund und verlang auch dem GaLaBau – selbst wenn nicht direkt betroffen – gewisse Informationsanforderungen ab. Wie bereits erwähnt, eröffnen sich der Branche aber auch neue Chancen.

In diesem Zusammenhang findet sich auch das, um bei der Eingangsformulierung zu bleiben, "verdammt langweilige", weil nach wie vor omnipräsente Thema Fachkräftemangel wieder. Denn nicht nur Nachhaltigkeitsanforderungen fokussieren den soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen und Gender-Pay-Gap, sondern auch das Mitarbeitermarketing benötigt passende Argumente. Innovative Arbeitszeitmodelle müssen wirtschaftlich ausgestaltet sein und bestenfalls die Produktivität steigern. Das muss einerseits gerechnet werden, andererseits tritt auf diesem Weg die weit verbreitete Führungsschwäche in der Branche zu Tage, die vielfach den besten Absichten und theoretisch vernünftigen Organisationsmodellen im Wege steht.

Auf eigene Stärken konzentrieren

Da wäre das Wachstumschancengesetz genau zur richtigen Zeit gekommen und hätte finanzielle Spielräume für die Betriebe geschaffen. Gut aufgestellte Betriebe hätten zudem stark von Innovations- und Forschungsprämien, speziell im Bereich Nachhaltigkeit profitieren können - wenn die Finanzierung nicht geplatzt wäre. Es bleibt abzuwarten, ob die, jüngst für die Stahlindustrie versprochenen Förderungen, auch für den GaLaBau weiterhin bestand haben.

Der Blick in die Zukunft ist insofern nicht sicherer geworden und die aktuelle Zufriedenheit mit den Regierenden an einem Tiefpunkt angelangt. Da hilft es, sich auf die eigenen Stärken und die Chancen zu konzentrieren. Denn die gibt es nach wie vor, wie in der letzten Ausgabe beschrieben. Vielleicht hilft da auch die KI weiter. Welche Möglichkeiten und Ansatzpunkte es gibt, zeigen die kommenden Baubetriebstage an der Hochschule Osnabrück.

Und die OECD prognostiziert in ihrem Economic Outlook Ende November für Deutschland im kommenden Jahr ein leichtes Wachstum und steigenden Konsum durch eine geringere Inflation und steigende Löhne. Das wird dem Garten- und Landschaftsbau zugutekommen. Wegen des hohen Zinsniveaus werden aber nach wie vor schwache Investitionstätigkeiten im Wohnungsbau erwartet. Selbst wenn die Zinsen im kommenden Jahr sinken sollten, werden die baukonjunkturellen Auswirkungen erst frühestens in 2025 spürbar werden.

Wenn jetzt noch bei den kommenden US-Wahlen im November 2024 Donald Trump wieder zum Präsidenten gewählt wird, bleibt tatsächlich alles beim Alten, in Davos können wieder die eingangs genannten Themen diskutiert werden und Unsicherheit wird zur Gewohnheit.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen
h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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